WLAN-Modellbahnregler LoDi-Con im Test

Auch wenn sich viele Modellbahnsteuerungen inzwischen mit Smartphone-Apps steuern lassen, wünschen sich viele Modellbahner ein Steuergerät, welches einen haptischen Fahrregler besitzt. Auf dem Markt findet man da z.B. die Roco MultiMaus, das Esu Mobile Control II und den baugleichen Piko SmartController, der von Esu zugeliefert wurde. Der von Märklin angekündigte Funk-Handregler, der in Zusammenarbeit mit Massoth erscheinen sollte, wurde abgekündigt, bevor er auf dem Markt erschien. Ob der daraufhin angekündigte WLAN-basierte Funkhandregler erscheinen wird – ungewiss.

LoDi-Con

Nun kommt der Hersteller LokstoreDigital aus Dörrenbach in Rheinland-Pfalz mit einem eigenentwickelten WLAN-Handregler auf den Markt, der nicht nur den eigenen LoDi-Rektor unterstützt sondern darüber hinaus auch noch kompatibel zu den Modellbahnsteuerungen von Märklin (CS2/CS3) und Roco (z21/Z21) ist. Angekündigt ist zudem die Unterstützung von Lenz Expressnet, das Uhlenbrock Intellibox Neo WiThrottle Protocol und die ESU Ecos Zentrale. Darüber hinaus wird sogar der SRSEII auf Basis der Märklin Gleisbox direkt unterstützt und automatisch erkannt!

Ich habe mir den LoDi-Con, den ich freundlicher Weise als Leihgabe von LokstoreDigital zur Verfügung gestellt bekommen habe, genauer angeschaut und mit meiner CS2 und dem SRSEII getestet.

Das Gehäuse

Das Gehäuse des LoDi-Con ist ein Standardgehäuse „DATEC-COMPACT“ des Herstellers OKW. Es ist mit einem für heutige Verhältnisse kleinen kapazitivem Touch-TFT-Bildschirm mit 3,2″ Zoll Diagonale und einem Dreh-Drück-Steller ausgestattet. Es werden zwei Varianten angeboten. Das LoDi-Con A ist mit einem 3,6V LiPolymer-Akku ausgestattet, der aber gewechselt werden kann, das LoDi-Con B hat ein Batteriefach für drei AAA-Batterien oder Akkus. An der oberen Seite befindet sich beim LoDi-Con A eine USB-C Ladebuchse, über die der Akku mit jedem handelsüblichen USB-C Smartphone-Ladegerät geladen werden kann. Rutschhemmende Gumminoppen sind nicht angebracht und werden auch nicht mitgeliefert, obwohl das Gehäuse entsprechende Vertiefungen dafür besitzt. Ich habe kurzerhand vier Silikonstopper aus dem Bestand aufgeklebt, so lässt sich der LoDi-Con besser bedienen, wenn er auf dem Tisch steht. [Inzwischen werden die Gummi-Noppen mitgeliefert.]

Gummistopper (wurden bisher nicht mitgeliefert)

Der Dreh-Drück-Steller hat einen deutlich fühlbaren Rastpunkt, so dass man die Fahrstufen in Einzelschritten ändern kann. Seit der Firmware-Version 0.4.12 ist der Dreh-Drück-Steller mit einer Drehdynamik ausgestattet, so dass man nicht 126 Fahrstufen von 0 – Vmax bzw. zurück auf 0 drehen muss. Über einen eingebauten Leuchtring wird der Status der Zentrale (Stop/Go) mit wechselnden Leuchtfarben angezeigt.

Mit 26 – 33 mm Dicke und 74 mm Breite liegt das LoDi-Con nicht unbedingt geschmeidig aber doch sicher in der Hand, so dass man einhändig den LoDi-Con halten und den Dreh-Drück-Steller bedienen kann. Je nach Handgröße und Haltung erreicht man dann mit dem Daumen auch die Funktionssymbole auf dem Display.

Einhändige Bedienung des LoDi-Con

Das Display

Das Display ist erfreulich leuchtstark aber niedrig (240 x 320 Pixel) aufgelöst, wobei es für den Anwendungszweck ausreichend ist. Von Smartphones ist man freilich eine höhere Pixeldichte gewohnt. Nach ein paar Sekunden ohne Bedienungseingabe wird das Display automatisch gedimmt, um Strom zu sparen und so die Akkulaufzeit zu erhöhen, die durchaus zu beeindrucken weiß. Auf Eingaben mit dem Finger reagiert das Touchdisplay nicht immer zuverlässig. Die meisten Eingaben wie auch die Navigation durch die Menüs können aber sehr schnell und zielsicher auch mit dem Dreh-Drück-Steller erfolgen. Hier bewährt sich der deutlich spürbare Rastpunkt, um z.B. eine Lok aus der Lokliste auszuwählen.

Auch wenn das Design und Beschriftung des Gehäuses eine Haltung nach dem Motto Display oben, Drehknopf unten nahelegt, kann der Lodi-Con in allen vier um jeweils 90 Grad gedrehten Stellungen gehalten werden. Das Display dreht sich auf Wunsch automatisch mit (siehe nachfolgendes Video). Wahlweise kann eine Anzeigevariante auch fixiert werden.

Unterstützte Zentralen

LokstoreDigital hat den LoDi-Con in erster Linie als Steuergerät für die hauseigene Zentrale Lodi-Rektor konzipiert. Aber auch an die Besitzer von anderen Modellbahnzentralen wurde gedacht. So ist die kleine Wunderkiste auch zu den Modellbahnsteuerungen von Märklin (CS2/CS2) und Roco (z21/Z21) kompatibel. Angekündigt ist zudem die Unterstützung von Lenz Expressnet, das Uhlenbrock Intellibox Neo WiThrottle Protocol und die ESU Ecos Zentrale. Da der LoDi-Con im Haus entwickelt und gefertigt wird, ergibt sich ein sehr kurzer Draht vom Kunden zum Entwickler Und so konnte ich mit ein paar wenigen technischen Hinweisen dem Entwickler Hilfestellung geben, um den auf der Märklin MS2 Gleisbox aufbauenden SRSEII direkt zu unterstützen. Ist ein SRSEII im gleichen Netzwerk angemeldet wie der LoDi-Con, so wird dieser wie auch eine CS2 oder CS3 automatisch erkannt!

Märklin CS2 und Gleisbox (SRSEII)

Das Zusammenspiel mit einer Roco z21/Z21 konnte ich leider nicht testen. Auf meiner CS2 und dem SRSEII läuft zwar ein z21-Emulator, aber der wird vom LoDi-Con noch nicht vollständig erkannt.

Die Praxis

Die Inbetriebnahme gestaltet sich schnell und einfach. Nach dem Einschalten durch einen langen Druck auf den Dreh-Drück-Steller wird das WLAN nach Access-Points gescannt. Es werden leider nur 2,4 GHz unterstützt. Über eine sehr stark gestauchte qwertz-Tastatur, die man per Finger oder mit dem Dreh-Drück-Steller bedienen kann, lässt sich das WLAN-Passwort eingeben. Bequemer geht es aber mit WPS, wenn das vom eigenen WLAN-Router unterstützt wird. Ist man mit dem WLAN gekoppelt, lässt sich das Netzwerk nach unterstützten Zentralen durchsuchen. Bei mir wurde die SRSEII-Gleisbox, die als GBox angezeigt wird, und die CS2 automatisch erkannt.

Eine Besonderheit sei hier gleich erwähnt: Der LoDi-Con kann mit mehreren Zentralen gleichzeitig verbunden sein und steuert dann die Loks jeweils über die Zentrale, der sie zugeordnet wurden bzw. von der sie importiert wurden! Sehr praktisch und ich denke, ein Alleinstellungsmerkmal.

Loklisten importieren

Koppelt man den LoDi-Con mit einer CS2, CS3 oder einem SRSEII, so kann die Lokliste, die auf diesen Zentralen verwaltet wird, eingelesen werden. Hier profitiert der LoDi-Con vom Zentralenkonzept mit zentral verwalteter Lokliste. Bei der z21/Z21 von Roco wird die Lokliste ja auf jedem Steuergerät (Smartphone oder WLAN MultiMaus) individuell gespeichert. Bisher kann der LoDi-Con die Anlage von einem z21-Client nicht empfangen (siehe Roco z21-App – Anlage an anderes Handy oder Tablet übertragen).

Im Falle einer CS2/CS3/SRSEII-Gleisbox wählt man einfach Lokliste importieren:

Innerhalb weniger Sekunden bekommt man die gesamte Lokliste angezeigt. Über eine kleine Checkbox hinter jedem Lokeintrag kann nun markiert werden, welche der Loks auf den LoDi-Con übertragen werden soll.

Startet man den Import, werden die Loks importiert und dabei natürlich alle Funktionen und die Funktionssymbole übernommen. Einzig die Lok-Icons werden (noch) nicht importiert. Derzeit muss man sich noch mit den mitgelieferten Lok-Icons begnügen, oder man lädt per FTP-Client eigene Lokbilder auf den LoDi-Con. Der FTP-Server, der auf dem LoDi-Con läuft, wurde mit Firmware v0.4.14 überarbeitet. Mit der Android App Cx Datei Explorer funktioniert der Upload neuer Lokbilder sehr gut. Man kann auch neue Unterkategorien als Verzeichnis anlegen, um sich die Suche nach den Lokbilder zu erleichtern oder nicht benötigte Lokbilder löschen.

Neue Kategorie „SJ“ mit 3 neuen Lokbildern
Lokbild der Ue 585 SJ mit transparentem Hintergrund

Eine aktive FTP-Verbindung wird ebenfalls ab v0.4.14 im LoDi-Con rechts oben angezeigt:

Anzeige einer aktiven FTP-Verbindung

Lok-Protokolle

Da der LoDi-Con nicht für die Erzeugung des Gleissignals zuständig ist, ist es wenig überraschend aber nicht weniger erfreulich, dass man mit dem LoDi-Con selbstverständlich alle von der Zentrale unterstützten Lok-Protokolle (mfx, DCC, MM2) nutzen kann. Es ist also egal, welches Protokoll der Decoder der importierten Lok spricht. Sie lassen sich alle ansteuern. Auch Doppel- und Mehrfachtraktionen lassen sich bilden. Dabei ist es egal, ob die Loks unterschiedliche Lok-Protokolle verwenden oder nicht.

Der Dreh-Drück-Steller

Seit der Firmware v0.4.12 unterstützt der Drehknopf die Drehdynamik. Dreht man langsam, sind es 125 Raststufen, bis man Fahrstufe 126 eingestellt hat. Dreht man dagegen schnell, reicht es aus, zwei Mal nachzugreifen und man hat die FS126 erreicht. Ein Druck auf den Drehknopf während der Fahrt sendet einen Soforthalt an die Lok, so dass auch eine ggf. konfigurierte Bremsverzögerung nicht berücksichtig wird.

Der mehrfarbig und kreisförmig beleuchtete Dreh-Drück-Steller ist das zentrale und einzige mechanische Bauteil am WLAN Modellbahnsteuergerät. In der Standardeinstellung arbeitet er wie von Märklin-Zentralen gewohnt: Drehen im Uhrzeigersinn erhöht die Geschwindigkeit, nach links reduziert man die Fahrstufen. Ein Druck auf den Drehknopf wechselt die Fahrtrichtung. Dabei wirkt der Drehknopf erfreulich solide, solider als der Dreh-Drück-Steller von CS2, CS3 oder MS2. Auch ist der Rastpunkt deutlich zu spüren. Ein Rastpunkt entspricht einer Fahrstufe bzw. beim Navigieren durch die Menüs einem Menüpunkt. Eine haptische Rückmeldung beim Erreichen der Fahrstufe 0 z.B. durch einen Vibrator, wie man es von der RemoteCS2-App (siehe Vergleich: RemoteCS2 und Märklin MobileStation Android-App für Märklin CS2, CS3 und MS2) kennt, besitzt der LoDi-Con jedoch nicht.

Reglermodus

Das Verhalten des Reglers kann vielfältig eingestellt werden. Es gibt einen sogenannten AC-Modus, bei dem am linken Anschlag die Nullstellung ist und man durch Drehen nach rechts die höchste Fahrstufe erreicht. Durch einen Druck auf den Dreh-Drück-Steller wird die Fahrtrichtung geändert.

Im DC-Modus ergibt eine Drehung aus Fahrstufe 0 nach rechts eine Fahrbewegung nach rechts, dreht man nach links fährt die Lok nach links.

Die Darstellung des Tachos bekommt jedoch keine Mittelstellung, die Nullstellung ist auch im DC-Modus links unten, die maximale Fahrstufe rechts unten. Für mich als AC-Zentralen-Besitzer etwas ungewohnt:

Fährt man im DC-Modus mit FS126 nach links, steht der Tacho rechts unten auf Vmax. Dreht man nun den Drehregler nach rechts, bewegt sich der Tachozeiger nach links bis Fahrstufe 0 erreicht ist. Dreht man nun weiter nach rechts, ändert die Lok ihre Fahrrichtung und fährt nach rechts. Der Tachozeiger dreht nun wieder im Uhrzeigersinn nach rechts.

Fiktiver DC-Regler (Fotomontage)

Also für mich ist der DC-Modus verwirrend, aber man muss ihn ja nicht benutzen. Persönlich hätte ich im DC-Modus dem Tacho eine Mittelstellung verpasst, so wie z.B. bei der Roco MultiMaus:

Einstellung der Zentrale

Die Einstellung des Reglermodus kann global für die ganze Zentrale eingestellt werden (siehe oben) oder wie im nachfolgenden Screenshot für jedes einzelne Triebfahrzeug individuell:

Individuelle Einstellung pro Lok

Reglermodus AC-Modus / DC-Modus

Desweiteren gibt es zwei verschiedene Einstellungen für den sogenannten Fahrmodus, Normal und Rangieren. Im Fahrmodus Rangieren dreht der Fahrregler nicht zurück auf Fahrstufe 0 sondern nur bis Fahrstufe 1, auch im DC-Reglermodus. Um anzuhalten muss man auf den Dreh-Drück-Steller drücken. Nun kann man im DC-Reglermodus den Regler nach links oder rechts drehen, um die Fahrtrichtung zu ändern oder weiterzufahren. Im AC-Reglermodus kann die Fahrtrichtung mit einem weiteren Druck auf den Dreh-Drück-Steller geändert werden, ein Dreh nach rechts bedeutet, in der bisherigen Fahrtrichtung weiterzufahren.

Firmwareupdates

Firmwareupdates erscheinen im Moment noch alle 1 bis 2 Wochen, manchmal alle paar Tage! Der Updateprozess ist sehr einfach und erfolgt komplett direkt über WLAN online, ohne dass man einen Computer oder sonstige Hardware braucht. Aber schaut selbst:

Lodi-Con Firmwareupdate

Fazit

Mit dem LoDi-Con ist dem LokstoreDigital ein großer Wurf gelungen, was m.M.n. vor allem an der Interoperabilität mit Zentralen verschiedenster Hersteller liegt. Schon jetzt werden die wichtigsten am Markt befindlichen Zentralen unterstützt bzw. ist die Unterstützung angekündigt (Esu ECoS). Die Bedienung ist weitestgehend selbsterklärend, die Einrichtung einfach und schnell erledigt, Software-Updates werden direkt mit dem LoDi-Con aus dem Internet geladen und installiert. Mit WLAN setzt LokstoreDigital auf einen sicheren Standard, der im Gegensatz zu IR-Steuerungen auch bei Tageslicht im Außenbereich eine sichere Übertragung gewährleistet. Einzig der Preis dürfte den ein oder anderen Interessenten abschrecken. Mit um die 400€ ist der LoDi-Con leider kein Schnäppchen, von dem man sich mehrere Exemplare zum gemeinsamen Modellbahn-Fahren hinlegt.

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2 Kommentare

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