In diesem Beitrag geht es um einen Schienenbus VT 98 in Spur 0! Dieses schöne Modell stammt von der Firma Lenz und ist ab Werk mit einem Sounddecoder ausgestattet.

Bedauerlicher Weise lässt der Sound des Lenz-Decoders das charakteristische Knattern vermissen, was viele Modellbahner und Freunde des VT 98 so lieben. Es mag umstritten sein, ob das Knattern nur bei Schienenbussen mit defekter Auspuffanlage zu hören war oder ob doch alle Schienenbusse so klangen. Ich kenne einen Museums-Schienenbus, der gut gepflegt sicher keine defekte Auspuffanlage hat und deutlich knattert. So kam die Idee, einfach ein SUSI-Soundmodul an den Lenz-Decoder anzuschließen.

Nun hatte ich gehofft, dass der Lenz-Decoder und das von bzw. mit Dietz entwickelte Soundmodul getrennt ausgeführt und per SUSI gekoppelt sind. Zugegeben, ich war da von meinen im wesentlichen auf H0 bezogene Erfahrungen ausgegangen und hatte nicht damit gerechnet, dass Lenz einen Decoder vollständig auf den Schienenbus angepasst entwickelt sondern das Dietz SUSI-Soundmodul eben über SUSI anbindet. So hätte man einfach das Soundmodul gegen ein anderes tauschen können – doch weit gefehlt! Nachdem ich an allen vier Ecken von unten die Gehäuseschrauben gelöst und das Gehäuse leicht gespreizt und so das Gehäuse leicht entfernen konnte, musste ich feststellen, dass Lenz mit der Sound-Technik von Dietz einen integrierten Sounddecoder entwickelt hat.

Aber nicht nur dass das SUSI-Soundmodul in den Decoder integriert ist, auch die Federkontakte, die die Verbindung zur Beleuchtung im Gehäuseoberteil herstellen, sind in den Decoder integriert. Damit würde auch ein kompletter Austausch des Lenz-Decoders schwieriger, denn dann müsste man die elektrische Verbindung zum Gehäuseoberteil neu aufbauen.

Auf dem Lenz-Decoder ist keine SUSI-Schnittstelle beschriftet ausgeführt, eine SUSI-Buchse ist nicht zu finden. Also habe ich beim Lenz Kundensupport angefragt, ob man mir mitteilen könnte, wo ich auf der Decoder-Platine die SUSI-Datenleitungen SUSI-DAT und SUSI-CLK abgreifen kann. Denn immerhin finden sich auf der Decoderrückseite eine ganze Reihe Kontaktflächen, die vermutlich dazu verwendet werden, das Soundprojekt direkt über SUSI auf das integrierte Soundmodul des Decoders zu spielen:

Leider teilte mir Lenz (zwar erfreulich schnell) mit, dass sie keine Elektronikdaten herausgeben und da Lenz gegenüber der genormten SUSI-Schnittstelle intern mit anderen Betriebsspannungen arbeiten würden, eine freie Verwendung der SUSI-Schnittstelle technisch nicht möglich sei. Im Spur 0 Forum teilte mir ein Mitarbeiter von Lenz zudem mit, dass SUSI-Module 16V Gleisspannung erwarten würden und daher am Lenzdecoder nicht funktionieren würden, selbst wenn ich wüsste, wo SUSI-CLK und SUSI-DAT zu finden sind.

Nun ist es allerdings so, dass man bei SUSI zwischen den Datenleitungen (SUSI-DAT / SUSI-CLK) und der Betriebsspannung des SUSI-Moduls unterscheiden muss. Das SUSI-Modul muss lediglich mit der Decoder-Betriebsspannung versorgt werden, die man sehr einfach hinter den Gleichrichter-Dioden abgreifen kann. SUSI-DAT und SUSI-CLK sind wiederum über 470 Ohm-Widerstände abgeschlossen und arbeiten nicht mit der Betriebsspannung des Decoders (siehe RCN-600) . Da ich also keine Informationen von Lenz bekam, habe ich die Decoderplatine etwas analysiert und zwei 470 Ohm-Widerstände entdeckt (rot eingekreist), die auch noch zu den goldenen Kontaktpads (orange eingekreist) führen.

Hier der Vollständigkeit halber noch die Vorderseite mit eingezeichnetem U+ und GND.

Trial & Error

So weit also die Vorüberlegungen. Klar, der Versuch hätte in die Hose gehen können und aus dem Lenz-Decoder wären Rauchzeichen aufgestiegen, die vom SUSI-Modul nicht hätten interpretiert werden können. Das habe ich aber in Kauf genommen und entsprechend meiner Vorüberlegungen Kabel angelötet und mit meinem Doehler&Haass SH10A Soundmodul verbunden.

Hinweis: Nachfolgende Modifikationen führen zum Erlöschen der Herstellergarantie. Ich kann auch nicht garantieren, dass diese Änderungen an einem ähnlichen oder anderen Lenz-Decoder funktionieren noch kann ich für Folgeschäden haften! Nachahmung also auf eigenes Risiko!

Beim ersten Versuch tat sich gar nichts. Da ich das D&H Soundmodul mit einem eigenen Lautsprecher verbunden hatte und der Lenz noch mit dem eingebauten Lautsprecher, konnte ich aber feststellen, dass weder das interne Soundmodul noch das SH10A auf die Funktionstasten reagierte. Vermutlich hatte ich SUSI-CLK und SUSI-DAT vertauscht, so dass die Kommunikation natürlich gestört war. Also eben die beiden SUSI-Leitungen vertauscht und siehe da! Sowohl das interne SUSI-Soundmodul des Lenzdecoders als auch das extern angeschlossene SH10A reagieren auf die Funktionstasten. Hier ein erstes Demo-Video von diesem ersten Test:

Im Folgenden nun zwei Handy-Vergleichsvideos mit dem original Lenz-Decoder und eins mit dem Lenz-Decoder aber D&H Soundmodul mit VT 98 Soundprojekt von LeoSoundlab:

Persönlich gefallen mir die Nebengeräusche beim Lenz-Decoder sehr gut, sie sind klar und deutlich und frei von Rauschen. Das Fahrgeräusch gefällt mir dagegen von D&H besser. Während der Leerlauf noch fast gleich zu sein scheint, lässt der Lenz das typische Knattern vermissen, welches beim D&H sehr deutlich zu vernehmen ist. Beim D&H muss man darauf achten, dass die ABV-Werte (CV3 / CV 4) ausreichend hoch eingestellt sind, damit die Soundabläufe vollständig abgespielt werden können. Sonst kommt es zu Brüchen in der Soundwiedergabe beim Abbremsen.

Durch die Nutzung des SUSI-Soundmoduls hat man die Wahl, was einem besser gefällt, kann auch hin- und herwechseln. Ja, mit einem weiteren Lautsprecher wäre es sogar möglich, beide Soundmodule parallel zu betreiben, Fahrgeräusch vom Soundmodulnund Nebengeräusche vom Lenz-Decoder. Oder man spielt auf das Soundmodul Bahnhofsansagen, …

Über SUSI lässt sich aber nicht nur ein Soundmodul anschließen! Es ergeben sich mit entsprechenden SUSI-Modulen auch die Möglichkeit weiterer AUX-Ports! Das mag beim VT 98 vielleicht nicht so relevant zu sein, vielleicht aber bei anderen Modellen von Lenz mit einem ähnlichen Decoder. Es kann daher nur nützlich sein, die SUSI-Schnittstelle nutzbar zu machen, am besten mit einer SUSI-Buchse ab Werk.

Das von mir im Video oben verwendete Soundmodul besitzt z.B. zwei weitere unverstärkte AUX-Ports. Damit könnte man z.B. die Zugzielanzeigen unabhängig von der Innen-Beleuchtung schaltbar machen! Die Funktionstaste für die Zugzielanzeige müsste man auf dem Fahrdecoder einfach ungenutzt lassen, im Soundprojekt des Soundmoduls belegt man dann die freie Funktionstaste mit dem jeweiligen AUX-Port des Soundmoduls. Mit SUSI ergeben sich viele neue Möglichkeiten.

D&H Soundmodul

Hier die Funktionstastenbelegung für das D&H Soundmodul, analog zu den Funktionen des Lenz-Sounddecoders:

SUSI CV-Bereiche

Wenn man mehrere SUSI-Module parallel betreiben möchte (der interne Sound des Lenz-Decoders verhält sich wie ein SUSI-Soundmodul) so kann man diesen jeweils einen von drei SUSI-Adressbereichen über CV897 zuweisen. Das SUSI-Modul im Lenz-Decoder ist auf den Adressbereich 1 eingestellt. Das D&H Soundmodul SH10A benutzt die Adressbereiche 1 und 2!

Um die CVs der beiden Soundmodule im eingebauten Zustand unabhängig voneinander ändern zu können, müsste man einem SUSI-Modul einen anderen Adressbereich zuweisen. In diesem Fall müsste man dem Lenz-SUSI-Modul also CV897=3 programmieren. Leider lässt sich CV897 beim integrierten SUSI-Soundmodul nicht ändern. Der Wert bleibt auf „1“, allerdings reagiert das Soundmodul nicht mehr, wenn man CV897=3 programmiert. Die anderen SUSI-CVs werden aber trotzdem geschrieben, wenn man sie mit einem neuen Wert überschreibt. Schreibt man wieder CV897=1, so ist das Soundmodul wieder ansprechbar.

Das bedeutet, dass man das extern angeschlossene SUSI-Modul an einem anderen Decoder programmieren sollte, wenn man einen Wert anpassen möchte, um nicht das interne Soundmodul zu verstellen. Das ist nicht schön, lässt sich aber nicht vermeiden, da weder Lenz noch D&H es erlauben, die SUSI-Bank zu ändern.

SUSI Soundmodule

Der Markt der verfügbaren SUSI-Soundmodule wird leider immer kleiner. D&H hat die Produktion der beiden SUSI Soundmodule SH05A und SH10A leider dieses Jahr eingestellt. Der Einsatz eines Sounddecoders ist, wie in diesem Fall, nicht immer ein adäquater Ersatz! Man kann zwar einen Sounddecoder parallel zu einem vorhandenen Lokdecoder einbauen und über die gleiche Lokadresse betreiben. Der Sounddecoder kennt aber nicht das Fahrverhalten des Lokdecoders, erfährt also nicht, ob das Fahrzeug fährt oder steht. Auch wenn manche vermeintliche Experten meinen, dass gleiche Adresse, gleiche Fahrstufen-Information bedeutet, so ist das eben schlicht Unsinn!

Fahrstufe ist nicht gleich Fahrzustand! Mit Soundablauf und ABV ist die eingestellte Fahrstufe ja nur das Ziel, wo es mal hingehen soll!

Einfaches Beispiel: Bremsgeräusch! Wie lange soll das Bremsgeräusch denn ertönen? Genau, es muss spätestens verstummen, wenn das Fahrzeug steht! Wenn aber der parallel auf gleicher Adresse angeschlossene Decoder keine Rückmeldung vom Fahrdecoder bekommt, kann der Funktionssounddecoder nur hoffen, zum richtigen Zeitpunkt das Bremsgeräusch verstummen zu lassen.

Oder: Komplexer Anfahrsound!

Fahrstufe wird von 0 auf 50 gestellt, der komplexe Sound lässt den Diesel hochdrehen, die Bremse wird gelöst und die Dieselelektrische Lok setzt sich langsam in Bewegung. Zu diesem Zeitpunkt hat der Lokdecoder, der von diesen Vorgängen nichts mitbekommt, schon längst Fahrstufe 50 erreicht.

Fazit:

Entgegen den Angaben von Lenz und einiger selbsternannter Experten ist es möglich, ein SUSI Soundmodul an den lenz Sounddecoder anzuschließen. Das Soundmodul lässt sich parallel (mit eigenem Lautsprecher) oder alternativ zum eingebauten Sound betreiben. Welcher Sound dem Modellbahner authentischer vorkommt, soll jeder für sich entscheiden. Ebenso muss nicht jedem das Knattern des LeoSoundlab Soundprojekts gefallen. Ich habe hier nur aufgezeigt, wie man einen alternativen Sound auf dem Lenz VT 98 einsetzen kann, ohne den hervorragenden Lenz-Decoder samt USP Energiespeicher entsorgen und neue Verbindungen zum Gehäuse schaffen zu müssen.

Wer jetzt Lust auf den echten VT 98 bekommen hat, dem seien die folgenden Videos ans Herz gelegt: