SUSI – Was ist das? Was kann das?

SUSI ist nicht meine neue Freundin. Aber ich will einen kleinen Überblick geben, was man mit ihr machen kann. Denn SUSI ist eine sehr interessante Schnittstelle zwischen Lokdecodern und sogenannten SUSI-Modulen!

SUSI-Logo – Warenzeichen der Dietz Elektronik GmbH & Co.KG

SUSI ist eine Entwicklung der Firma Dietz Elektronik GmbH & Co. KG aus Höfen. Sie ist inzwischen weit verbreitet und genormt. Die RCN-600 und RCN-601 sind die beiden Normen, die es hier zu nennen gibt.

SUSI-Module

Als SUSI-Module sind an erster Stelle Sound-Module zu nennen, mit denen eine Lok unter Beibehaltung des Lokdecoders mit Sound nachgerüstet werden kann. Es gibt aber auch SUSI-Module mit zusätzlichen AUX-Ports, mit denen man ein Fahrzeug ausrüsten kann, wenn schon alle AUX-Ports des Lokdecoders belegt sind.

Ebenso kann sich der Einsatz eines SUSI-Moduls anbieten, wenn die Stromaufnahme des Lokdecoders durch die zusätzlichen Funktionen überlastet würde. Oder aber in der Lok ist schlicht kein Platz für einen Sounddecoder aber für einen kleinen Lokdecoders und ein kleines Soundmodul. So findet man z.B. in diversen kleinen Loks von Märklin eine Lokplatine mit integriertem SUSI-Soundmodul und auf der Schnittstelle sitzt ein normaler mLD3 Lokdecoder.

Ee 3/3 – Märklin 36332-02
Oben mfx-Lokdecoder, darunter Hauptplatine mit SUSI-Soundmodul

SUSI-Soundmodule

Bei einem SUSI-Soundmodul handelt es sich im Prinzip um den Sound-Part eines vollintegrierten Sound-Decoders. Für die Wiedergabe von einzelnen Tönen oder Soundabläufen (Glocke, Pfiff, Bahnsteigansagen) ist das Arbeitsprinzip ziemlich simpel:

Drückt man die Funktionstaste Fx, empfängt der Lokdecoder das Signal „Fx eingeschaltet“ und leitet automatisch diese Information „Fx eingeschaltet“ an das SUSI-Soundmodul weiter. Wenn auf dem Soundmodul der Funktion Fx ein Sound (Glocke, …) zugewiesen ist, wird der Sound abgespielt.

Doehler&Haass SH10A Soundmodul
mit SUSI-Stecker (JST, 4-polig) und Lautsprecher-Buchse (JST, 2-polig)

Spannender ist aber der Fahrsound. Denn der Fahrsound kennt ja viele unterschiedliche Fahrzustände (Stand, Beschleunigen, Beharrungsfahrt, Bremsen, Ausrollen) und diese Fahrzustände sind dann noch dynamisch von der aktuellen Fahrstufe abhängig. Das SUSI-Soundmodul muss also vom Lokdecoder die Information bekommen, ob die Lok steht oder fährt, ob sie beschleunigt, bremst oder konstant fährt. Auch darf das Bremsenquietschen nicht mehr ertönen, wenn die Lok schon zum Stehen gekommen ist.

Daher werden diese Fahrzustandsinformationen vom Lokdecoder über SUSI permanent an das SUSI-Modul weitergeleitet. Das SUSI-Modul weiß also nicht nur die neue Fahrstufe, die am Fahr-Regler eingestellt wurde (z.B. FS0), sondern auch die tatsächliche Fahrstufe. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb die Aussage falsch ist, dass man einfach einen Sounddecoder mit gleicher Adresse parallel zum Lokdecoder anschließen kann („Gleiche Adresse, gleiche Fahrstufen-Information!“).

Denn der Sounddecoder erfährt nie, ob die Lok schon steht oder noch fährt! So kann es dann passieren, dass die Lok schon steht, der Sounddecoder aber denkt, dass die Lok noch fährt und das Bremsenquietschen noch zu hören ist. Der Lokdecoder sendet über SUSI nämlich nicht nur die am Fahrgerät eingestellte Ziel-Fahrstufe (FS0) sondern auch die interne Fahrstufe, mit dem der Motor gerade dreht. Die zitierte Aussage eines Mitarbeiters eines Modellbahnherstellers ist also vollkommener Unsinn!

In der RCN-600 findet man dazu die Befehle

  • „Ist“ Lok-Fahrstufe
  • „Soll“ Lok-Fahrstufe
  • „Ist“ Geschwindigkeit
  • „Soll“ Geschwindigkeit
  • DCC- Fahrstufe

Was so ohne weiteres nicht über SUSI funktioniert, das ist die andere Richtung, vom Soundmodul zum Lokdecoder!

Beispiel: Lok steht und am Fahrgerät wird Fahrstufe 64 eingestellt.

Das Soundprojekt des Soundmoduls sieht folgendermaßen aus:

1. Bremse lösen

2. Diesel dreht aus Leerlauf auf mittlere Drehzahl

3. Lok setzt sich langsam in Bewegung (z.B. dieselelektrischer Antrieb)

Da der Lokdecoder aber nicht weiß, dass Schritt 3 erst nach ca. 3 Sekunden erfolgt, fährt die Lok sofort los, nachdem FS64 eingestellt wurde. Tatsächlich sollte die Lok aber erst bei Schritt 3 losfahren.

Bei vollintegrierten Sound-Decodern ist diese bidirektionale Kommunikation möglich. Z.B. können z.B. bei D&H Sound-Decodern während des Schaltvorgangs die Beschleunigung unterbrochen werden, bis der nächste Gang eingelegt ist und wieder beschleunigt wird.

Bidirektionale Kommunikation

Um diese bidirektionale Kommunikation zu ermöglichen, wurde SUSI mit der RCN-601 um BiDi erweitert. Da findet man z.B.:

Statusbyte 0x8A
Eines von vier verschiedenen Statusbytes:
Status 0:
Bit 0 = 1 : Motorsteuerung zugelassen (Soundaufrüstung abgeschlossen)
Bit 1 = 1 : Lichtfunktion zugelassen (z.B. Generatorsound bei Dampflok läuft)
Bit 4 = 0/1 : Kesselfeuersimulation Aus/An (Sync. mit Kohleschaufelsound)

Im obigen Beispiel würde also das SUSI-Soundmodul an den Lokdecoder das Statusbytes 0x8A mit dem Bit 0 = 0 „Motorsteuerung nicht zugelassen“ senden und erst im Schritt 3 Bit 0 = 1 setzen. Erst jetzt würde der Lokdecoder die Lok in Bewegung setzen.

Wenn also der SUSI-Master (Lokdecoder) und der SUSI-Slave (Soundmodul) die bidirektionale Kommunikation nach RCN-601 unterstützen, sind auch solche komplexeren Soundabläufe mit einem SUSI-Soundmodul möglich.

Funktionsmapping

Grundsätzlich wird jede aktivierte Funktion, die an den Decoder gesendet wird, an das SUSI-Modul weitergeleitet. Eine aktivierte Funktion F1 des Lokdecoders wird in gleicher Weise an das an diesen Decoder angeschlossene SUSI-Modul durchgereicht. Ist am SUSI-Modul für F1 eine Aktion definiert, so wird die Aktion ausgeführt.

Darüber hinaus erlauben es einige Decoder-Hersteller, eine Decoder-Funktion auf eine andere SUSI-Funktion umzumappen. So können bei Esu die Decoder-Funktionen F0-F15 auf die „SUSI-Funktionen“ SUSI-F0 bis SUSI-F15 gemapped werden. D.h. die Decoder-Funktion F0 kann z.B. auf die SUSI-Funktion F10 gemapped werden.

Märklin geht noch einen Schritt weiter und erlaubt die Aktivierung von SUSI-Funktionen fahrtrichtungsabhängig oder gar in komplexen Abläufen. Beispiel:
Die Funktion F6 steuert über einen Timer die Digitalkupplung, in Rückrichtung wird der AUX-Port SUSI F4 angesteuert, in Vorwärtsrichtung der AUX-Port SUSI F7:

Komplexe Funktionssteuerung in Märklin mLD/mSD Decodern mit SUSI-Modul

Diese Erweiterung erlaubt es, das Verhalten des SUSI-Moduls weitestgehend über den Lokdecoder zu beeinflussen. Andernfalls muss man das SUSI-Modul programmieren, um ein fahrtrichtungsabhängiges Verhalten zu erreichen.

Anschluss von SUSI-Modulen

Schon in der ersten Normierung der SUSI-Schnittstelle (Version V3.10) hat Dietz erfreulicherweise eine kleine Buchse als Standard für den Anschluss eines SUSI-Moduls festgelegt, nämlich die 4-polige JST-Buchse mit 1 mm Pitch für classicSUSI. Darüber hinaus gibt es noch eine kleinere für microSUSI und eine 5-polige Version für powerSUSI. Am gebräuchlichsten dürfte classicSUSI sein.

Viele Decoder-Hersteller löten die SUSI-Buchse auf ihre Decoder (z.B. Uhlenbrock, Dietz) oder auf Nachrüst-Adapterplatinen (Märklin). So lassen sich SUSI-Module einfach Plug’n’Play an Decoder anschließen.

Weitere Anwendungsfälle

Die SUSI-Schnittstelle lässt sich auch für den einfachen Anschluss von sogenannten PowerPacks einsetzen. Entsprechende PowerPacks mit SUSI-Slave-Funktion gibt es z.B. von Doehler&Haass und Märklin. Einfach per Plug’n’Play angeschlossen und die Decoderspannung wird vom SUSI-PowerPack gepuffert, gerade bei Soundlokomotiven ist das sehr nützlich.

Ist eine SUSI-Schnittstelle auf der Lok-Hauptplatine oder dem Lokdecoder vorhanden, so kann man sie aber auch einfach für den Anschluss einer einfachen Pufferschaltung verwenden, ohne die SUSI-Funktionen zu benutzen. Denn an der SUSI-Schnittstelle liegen U+ und GND an, mehr braucht man nicht, siehe SUSI-Schnittstelle für Puffer-Schaltung nutzen

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